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Aktualisiert: 3. Mai 2024

Insekten im Garten | Beim Verwerten der Gartenkomposterde oder dem Umgraben im Beet, ist bestimmt Jeder schon einmal, auf die im Volksmund nur Engerlinge (althochdeutsch: kleiner Wurm, Made) auch Emmerlinge genannten Käferlarven der Überfamilie Scarabaeoidea gestoßen. Dazu gehören als bekannteste Käferarten nicht nur die Mai- und Junikäfer, sondern u. a. auch die Gartenlaubkäfer, Nashornkäfer oder auch Rosenkäfer.

So entdeckte ich auch dieses Jahr wieder, ein paar dieser Larven in meiner Komposterde. Habe ich den Engerlingen in der Vergangenheit kaum Beachtung geschenkt, wollte ich es diesmal etwas genauer wissen. Wer oder Was entwickelt sich eigentlich da im Erdreich?

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Nützling oder Schädling | Es sind harmlose, in Deutschland als besonders geschützte Art (Bundesartenschutz-Verordnung) vorkommende Rosenkäferlarven, die sich als Engerlinge bevorzugt im Komposthaufen wiederfinden. Da sich diese von organischem Material abgestorbener Pflanzenteile und Totholzresten ernähren, tragen sie als Nützlinge wesentlich zur Zersetzung von Biomaterial und zur Bildung von Humus bei. Beim Auffinden, sollten sie daher entweder im restlichen Kompost verbleiben oder wenn nötig auf einer geeigneten Stelle in der freien Natur ausgesetzt werden. Die meisten anderen Käferlarvenarten finden sich generell eher im Beet, Blumentopf oder Rasenboden wieder, da diese sich größtenteils von Pflanzenwurzeln ernähren.

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Lebenszyklus | Bis aus dem eher unscheinbaren Engerling so ein schmucker, metallisch Gold-grün glänzender Rosenkäfer (Cetonia aurata) von ca. 15-20 mm Größe wird, vergeht natürlich seine Zeit. Die Larven schlüpfen bereits wenige Wochen nach der Eiablage im Boden und führen die nächsten 2-3 Jahre ein Leben im Untergrund. Die Engerlinge wachsen dabei bis zu einer stattlichen Länge von ca. 5 cm heran. Für die Verpuppung baut sich die herangewachsene Larve dann aus Erd- und Holzresten einen tönnchenförmigen Kokon im Boden, in diesem wird aus einer braunen Puppe, nach etwa 5 - 6 Wochen, im Frühjahr ein neuer Käfer schlüpfen. Der Name des Rosenkäfers, bezieht sich auf dessen Vorliebe, neben dem gelegentlichen Naschen an Beeren- oder Steinobstfrüchten, vor allem auch Pflanzenblüten (vernachlässigbarer Blütenfraß), wie von Rosengewächsen und Obstgehölzen, einen Besuch abzustatten und diese auch anzuknabbern (Stempel, Staubgefäße oder Blütenblätter) aber vor allem Blütenpollen und Nektar sind seine wichtigsten Nahrungsquellen. Die Käfer fliegen laut brummend von April bis September von Blüte zu Blüte, dabei ist ihr kompakter Körper unübersehbar, denn er breitet seine schillernden Deckflügel nicht aus, sondern schiebt dünne Hinterflügel darunter hervor (verwachsene Flügeldecken). Als Bestäuber trägt der zur Familie der Blatthornkäfer zählende Nützling somit nebenher auch bei. Bei Gefahr, lässt er sich einfach im Flug zu Boden fallen, sein dicker Panzer schützt ihn dabei vor möglichen Sturzschäden. Mit diesem Trick weicht er Angreifern geschickt aus. Zu fürchten hat er als adultes Insekt, z.B. größere Vögel, aber auch Spinnen, denen er im Flug ungewollt ins Netz gehen kann. Anfang Herbst endet sein Leben nach wenigen Monaten als Käfer. Kam es zu einer erfolgreichen Paarung mit Eierablage, wiederholt sich der gesamte Zyklus (vollkommene Metamorphose) aufs Neue.

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Maikäfer/Larve (oben Links), Rosenkäfer/Larven (Mitte), Junikäfer/Larve (oben Rechts), Dickmaulrüssler/Larve (unten Links) und Gartenlaubkäfer/Larve (unten Rechts)


Unterscheiden von Engerlingen | Die Larven der verschiedenen Käfer sind meist erst auf den zweiten Blick voneinander zu unterscheiden. Äußerliche Merkmale wie Form, Größe, Färbung, Härchen oder die Art der Vorder- und Hinterleibausprägungen, wie Kopfteil, Füße oder Rektum, sowie die Bewegungsmerkmale und Körperhaltung der Larven, geben kongreten Aufschluß. Auch der bevorzugte Lebensraum zur Nahrungsaufnahme verrät, um wen es sich mit großer Wahrscheinlichkeit handeln könnte. An Hand der Fortbewegung kann man die Engerlinge jedoch meist sehr leicht unterscheiden. Legt man eine gefundene Larve, z.B. auf ein Blatt Papier und wartet bis sich diese zu bewegen beginnt, lässt sich schnell erkennen, welcher Art der Engerling zuzuordnen ist. Rosenkäfer-Engerlinge kriechen auf dem Rücken liegend davon, die Beinchen werden dabei nach oben gestreckt, Maikäferengerlinge versuchen in Seitenlage wegzukommen und Junikäferengerlinge mit den Beinchen nach unten.

In der Natur haben Spechte, Amseln, Krähen, Mäuse, Maulwürfe, Igel, Waschbären oder z.B. auch Wildschweine die proteinhaltigen Larven, im wahrsten Sinne des Wortes, zum Fressen gern. Findet man einen dieser Engerlinge im Garten, sollte man sich vor Augen halten, dass dies in ein bis zwei Jahren, einer dieser schönen bestaunenswerten Käfer sein könnte.

Die Fraßschäden des Rosenkäfers an Blütenblättern sind meist kaum der Rede wert, dagegen ist seine Nützlichkeit, als Einer von Vielen fleißigen Blütenbestäubern hervorzuheben. Dank dieses wertvollen Beitrags zum Ökosystem, wurde ihm der Titel „Insekt des Jahres 2000“ verliehen.


Steckbrief | Alle Fakten zum Goldglänzenden Rosenkäfer auf einen Blick.

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Literaturverzeichnis | Weiterführende Informationen, externe Link´s & Quellen.


https://www.biologie-schule.de/goldglaenzender-rosenkaefer-steckbrief.php

https://de.wikipedia.org/wiki/Rosenk%C3%A4fer

https://www.inforama.ch/images/global/beratung/PflanzenbauTierhaltung/Beeren-und-Obst/Erwerbsobstbau/Blatthornkaefer-Schnellkaefer-Ruesselkaefer.pdf

https://www.zulauf.ch/de/infopoint/news/engerlinge

https://www.gartengemeinschaft.de/junikaefer-bekaempfen/

https://tierlexikon.info/cetonia-aurata-larve/

https://praxistipps.focus.de/junikaefer-bekaempfen-die-besten-mittel-gegen-engerlinge_110392

https://www.gartenjournal.net/rosenkaefer-im-blumentopf

https://www.plantura.garden/schaedlinge/engerlinge/engerlinge-bekaempfen

https://www.plantopedia.de/rosenkaeferlarven-erkennen/

https://de.wikipedia.org/wiki/Engerling

https://www.mein-schoener-garten.de/engerlinge

https://www.arbofux.de/rosenkaefer.html

https://www.hausgarten.net/pflanzenschutz/schaedlinge/engerlinge-bekaempfen.html

https://shop.garten-bienen.at/store-news-info.php?newsdesk_id=27

https://www.zvab.com/buch-suchen/titel/fauna-germanica-k%E4fer/autor/reitter/


 
 
 

Aktualisiert: 18. Mai 2022


Heilpflanzen & Kräuter | Der Gewöhnliche Giersch kommt als einzige von 7 Arten aus der Pflanzengattung Aegopodium in Europa vor, die restlichen Artgenossen sind im asiatischen Raum angesiedelt. Er wird im deutschsprachigen Raum auch gerne als Wiesenholler bezeichnet, da die weißen Blüten der bis zu 1 m Wuchshöhe erreichenden Heil- und Nutzpflanze (Doldenblütlergewächs) stark an Hollunderblüten erinnern. Er wächst bevorzugt auf Lehm- und Tonböden in schattigen, feuchten Habitaten. Der Giersch ist eine robuste, ausdauernde mehrjährige Pflanze, seine Wurzel bildet zahlreiche Ausläufer, die rasch zu neuen Pflanzen werden können. Da Giersch sich bei idealen Wachstumsbedingungen recht schnell ausbreitet und teilweise wuchert, wird er zumindest im Garten oft als lästiges Unkraut angesehen.

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Der botanische Gattungsname Aegopodium leitet sich vom griechischen aigopódēs (aigós / Ziege & podós / Fuß) ab, und bezieht sich auf die Gestalt der Blätter, diese ähneln dem Abdruck eines Ziegenhufs. Das Artepitheton (sprachlicher Zusatz) podagraria weist darauf hin, dass der Gewöhnliche Giersch seit Jahrhunderten in der Volksmedizin zur Linderung von rheumatischen Schmerzen und Gichtleiden (Podagra) Verwendung fand. Bekannt ist der Gewöhnliche Giersch auch unter folgenden Trivialnamen, wie z.B. Geißfuß, Gichtkraut, Dreiblatt, Acker- oder Erdholler, Wilder Holler, Zipperleinskraut, Ziegenkraut oder auch Bomkraut (hochdeutsch Baumkraut; von den starken Verwurzlungen). Um eine Verwechselung des Doldenblütlers mit anderen, teils giftigen Pflanzen zu vermeiden, reicht es meist schon aus, einen Blattstiel zu begutachten. Dieser weist im Querschnitt eine außergewöhnliche Dreiecksform auf und ist innen hohl. Giersch hat eine basale Blattrosette, aus der die Blütenstängel entspringen. An diesen bilden sich jeweils vom Pflanzenstiel versetzt, bis zu 20 cm lange Blattstiele mit je 3 Blättern, von denen das mittlere Blatt wiederum als Dreiblatt erscheint. Die Blätter sind oval, spitz zulaufend, leicht behaart und haben einen gezähnten Rand. Die zahlreichen weißen, 5-zähligen Einzelblüten (ca. 2 mm Blütendurchmesser) stehen in einer Doppeldolde (Blütezeit Ende Mai - Juli) und besitzen keine Hüllblättchen.


Steckbrief | Den Pflanzensteckbrief zum Gewöhnlichen Giersch gibt es hier kostenlos Download als PDF .

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Verwendung | Der Giersch zählte schon in den vergangenen Jahrhunderten als wohlschmeckendes, Vitamin- und Mineralstoffreiches Wildgemüse und bereicherte den Ernährungs- und Speiseplan unserer Vorfahren. Die jungen, grünen Blätter enthalten (je 100 g) etwa: 200 mg Vitamin C, 5 mg Carotin, 130 mg Calcium, 5 mg Magnesium, 3 mg Eisen und 2 mg Kupfer. Weitere Pflanzenstoffe sind ätherisches Öl, Chlorogensäure, Cumarine, Flavonolglykoside, Harz, Hyperosid, Isoquercitrin, Kaffeesäure, Kalium, Phenolcarbonsäuren und Polyine.

Roh verzehrt, erinnern die Blätter vom Geschmack her an Petersilie und Möhre, gekocht hingegen an Spinat. Die kümmelartigen Früchte haben ein würzig scharfes Aroma, die Reifezeit ist Mitte August. Als Heilpflanze wirkt er unter anderem antibakteriell, entsäuernd, harntreibend, kräftigend und entzündungshemmend. Lindernde Wirkung soll er bei Gicht, Rheuma, Schnittwunden, Verbrennungen, Erkältungen, Magen-Darm-Beschwerden oder Zahnschmerzen haben.

Die ungiftige Wildpflanze wird aber auch gerne von Kleintieren, wie Kaninchen, Meerschweinchen & Co. als frisches Kraftfutter gefressen.


Als Naturdünger für ausgelaugte Beete, eignet sich der an Mineralien strotzende, insbesondere Kaliumreiche Giersch. Ähnlich wie bei Brennesseldünger setzt man eine Pflanzenjauche (1 - 2 Wochen Ansatzdauer) an. Diese hilft starkzehrendem Gemüse wie Kartoffeln, Gurken, Tomaten, Paprika oder Kürbis beim Wachstum.

Der beste Zeitpunkt eine Giersch-Jauche anzusetzen ist zwischen Juni und August, da zu diesem Zeitpunkt genügend Pflanzenmasse vorhanden ist und die Temperaturen für eine rasche Gärung sorgen.


Flüssigdünger (Giersch-Jauche)

Zutaten:

  • 1 kg Gierschblätter (keine Wurzeln, Blüten oder Samen)

  • 10 l Regenwasser

  • verschließbarer Plastebehälter, z.B. Eimer mit 10 l Fassungsvermögen

  • Holzstab zum Umrühren

  • verschließbarer Kanister

Zubereitung:

  • Ansatz-Eimer im Halbschatten platzieren und locker mit Gierschblättern füllen

  • ca. zehn Liter Regenwasser aufgießen, Behälter mit z.B. Tuch abdecken

  • täglich einmal umrühren

  • Sobald keine Gärbläschen mehr aufsteigen ist die Jauche fertig (etwa nach 5-10 Tagen)

  • Pflanzenteile herausfiltern, die Jauche in Kanister füllen und verschließen

Anwendung:

Die Jauche mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und jede Woche oder jede zweite Woche ausbringen. Die Pflanzen sollten an ihrem Fuße oder einer Mulde daneben gegossen werden. Bei der Lagerung solltest du darauf achten, dass sich der Behälter bei sommerlichen Temperaturen aufblähen kann, dann einfach den Verschluss kurz öffnen, damit die Gase entweichen können.


Geschichtliches | Bereits in den mittelalterlichen Klosterkräutergärten wurde der Giersch, dank seiner wissentlichen Heilwirkung, oft in größerer Menge angebaut. Zudem schätzte man noch im vorigen Jahrhundert, die ersten jungen Blättertriebe des Wildkrauts nach dem Winter, als willkommene Mineralstoff- und Vitaminquelle bei der Ernährung. Das hierzulande massenhafte Vorkommen war sicher mit ein Grund, dass Giersch neben der Brennnessel eines unserer ältesten Wildgemüse ist. Von der ärmeren Landbevölkerung wurde er als gesundes Nahrungsmittel verwendet, lange bevor Spinat im 16. Jahrhundert aus Asien eingeführt wurde. Schon den Römern war Giersch bekannt, man sagt, dass sie reichlich davon gegessen haben. Auch werden die römischen Legionäre dafür verantwortlich gemacht, dass sich der Giersch in Europa so stark ausgebreitet hat.


Rezepte | Ob nun als Nahrungs- oder Heilpflanze, aus Gierschblättern läßt sich so manches Leckeres bzw. Gesundes zaubern. Obendrein können die Samen (kümmelartigen Früchte) ab August geerntet und zum Würzen von Speisen genutzt werden.

Giersch-Tee

Für eine Heilanwendung bei Blasenentzündung oder grippalen Infekten bzw. Schnupfen kann Gierschtee als Naturmedizin herangezogen werden. Außerdem besitzt er die Fähigkeit, schädliche Stoffe aus dem Körper auszuschwemmen. Eine äußere Behandlung bei Gicht, Hexenschuss, Ischiasschmerzen und Rheuma wird durch Einahme des Tees begleitet.

Zutaten:

  • 250 ml Wasser (1 Tasse)

  • zwei Esslöffel des Krauts (getrocknete oder frische junge Blätter)

  • Zucker und ein Spritzer Zitrone

Zubereitung:

Die Blätter mit sprudelnd kochendem Wasser übergießen und 10 min ziehen lassen. Blätter entfernen und den Tee, ggf. mit Zucker und einem Spritzer Zitrone verfeinern.


Warnhinweis | Achtung, dieser Artikel behandelt Gesundheitsthemen. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Obwohl die Anwendungen mit Heilkräutern oft eine positive Wirkung auf Beschwerden haben, sollte man vor der Heilpflanzenanwendung immer Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker halten. Bitte beachten Sie dazu auch die Informationen in unseren AGB.

Der Autor übernimmt daher keinerlei Haftung für, z.B. etwaige Verwechslungen von Pflanzen, Nebenwirkungen oder Schäden irgendwelcher Art, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch der hier vorgestellten Informationen ergeben. Es ist ratsam, vor jeder Heilanwendung eine Fachperson beizuziehen.


Literaturverzeichnis | Link´s und Quellen zum Thema Gewöhnlicher Giersch.


https://www.kostbarenatur.net/anwendung-und-inhaltsstoffe/giersch/

http://mittelaltergazette.de/1573/wissenswertes/giersch/

https://heilkraeuter.de/lexikon/giersch.htm

https://de.wikipedia.org/wiki/Giersch


 
 
 

Aktualisiert: 3. Mai 2024


Heilpflanzen & Kräuter | Der auch als "Pusteblume" oder "Kuhblume" bekannte, zur Gattung Löwenzahn (Taraxacum) zählende Gewöhnliche Löwenzahn gehört zur Familie der Korbblütler und ist eine der meistverbreitetsten Wildpflanzen Mitteleuropas. Mit weltweit über 2.300 Löwenzahn-Arten, die früher nur zur Sammelart Taraxacum officinale zusammengefasst wurden, heute aber wegen ihrer Fülle an nicht zu trennenden Übergangsformen, gemeinsam als Sektion Ruderalia der Gattung Taraxacum aufgeführt werden, zählt der Gewöhnliche Löwenzahn in Deutschland zur vielfältigsten Art mit ca. 370 Sippen.

Die Pflanze besitzt im deutschsprachigen Raum auch über 500 mundartlich überlieferte Bezeichnungen, hier ein kleiner Auszug: Ackerzichorie, Augenmilch, Augenwurz, Bärenzahnkraut, Bettpisser, Bettseicher, Butterblume, Pissnelke, Franzosensalat, Herzheil, Hundeblume, Kettenblume, Kuckucksblom, Kuhblume, Laternenblume, Lichtblom, Märzblume, Maischöpfl, Marienzahn, Milchdistel, Pfaffendistel, Röhrleinskraut, Pusteblum, Röhrlkraut, Schweineblume, Schmalzblümlein, Saurüssel, Seicherwurzel, Sonnenwirbelkraut, Teufelsblume, Wiesenlattich oder auch Wilde Zichorie u.v.mehr.

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Die Pflanze enthält einen milchigen klebrigen Saft, weist eine lange Pfahlwurzel sowie löwenzahntypisch, randgezackte bzw. gezähnte, bis zu 30 cm lange bodenständige, rosettenartig angeordnete Blätter auf. Am blattlosen, hohlartigen oberen Stängel, entwickelt sich im Frühling (Hauptblütezeit April - Mai) ein sattgelber Blütenstand mit vielen winzigen Zungenblüten, die gemeinsam als eine einzige Blüte erscheinen. Diese gelbe, tellerförmig gewölbte Scheinblüte verändert bereits nach wenigen Wochen ihr Aussehen.

Aus den kleinen gelben Zungenblüten wachsen kapselförmige Samen mit einem durch einen kleinen Stiel hervorgehobenen, feinhaarigen Schirmchen empor. Die weißlichen Schirmchen bilden gemeinsam einen flauschigen Ball an der Pflanzenspitze. Durch den Wind werden die Löwenzahnfrüchte als Schirmflieger-Samen vom danach kahl dastehenden Pflanzenkopf der Pusteblume gelöst und davongetragen.

Die ein- bis mehrjährige, recht anspruchslose, robuste krautige Pflanze, nutzt bei ihrer raschen Ausbreitung gerne Nitratreiche landwirtschaftliche Brachflächen (Felder), wächst aber genauso häufig auf Weiden, Wiesen und Rasenflächen oder eben auch im heimischen Garten. Man findet sie nicht selten an Mauer- und Hausfassaden, Bordsteinen & Wegrändern oder zwischen gepflasterten Gehwegen und Straßen in der Stadt.

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Dabei kommt einem unwillkürlich die ehemalige ZDF-Kindersendung Löwenzahn, die von Peter Lustig (1937-2016) moderiert wurde (von 1981 bis 2005) in den Sinn, bei der wuchs die Pflanze im Vorspann sogar aus dem Asphalt und schließlich an den unmöglichsten Stellen in der Stadt. Das, nennen wir es einmal "Peter-Prinzip", welches früher noch etwas schräg und schrullig daher kam, scheint heute aktueller und trendiger den je. Wer kann, versucht sich als Selbstversorger und Überlebenskünstler fernab der Großstadt, mit minimalistischem Tiny House im Grünen oder im bewusst ökologisch bewirtschafteten Schrebergarten, Hauptsache in Nähe und Einklang mit der Natur. Die Musik zur Sendung & Peter´s obligatorisches"Abschalten", zum Ende jeder Folge, bleiben einfach unvergessen!


Verwendung | Viele Wildbienenarten und Imker mit ihren Bienenvölkern schätzen den früh blühenden, heute vielfach zu Unrecht als Unkraut verschriebenen Löwenzahn, als Weidemöglichkeit und Quelle für den ersten leckeren Honig.

Bei Kleintierhaltern sind die saftigen Zacken-Blätter als Futter für Kaninchen, Meerschweinchen und Co. überaus beliebt. Aus den Blüten der Pflanze lässt sich ein leckerer und gesunder Honig bzw. Sirup, als Brotaufstrich oder Süßungsmittel, z.B. für Tee herstellen. Die jungen kleineren Blätter eignen sich hervorragend als Zutat für Salate oder Pfannengerichte.

Aus der Wurzel, läßt sich im Herbst ein Kaffeersatz herstellen, in dem man sie röstet und zermahlt. Der Milchsaft, der in Osteuropa um 1930 teilweise großflächig angebauten Pflanze, wurde als Kautschukersatz genutzt. Die Pharmaindustrie verwendet auch heute noch Inhaltstoffe des Löwenzahn (Bitterstoffe).In der Pharmazie werden diese Bitterstoffe bei der Produktion von Präparaten genutzt, die vor allem eine harntreibende und verdauungsfördernde Wirkung haben.


Steckbrief | Alle wichtigen Pflanzeninformationen zum Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) , hier mit Link zum kostenloser Download als PDF .

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Geschichtliches | Von griechischen und arabischen Ärzten, sowie römischen Gelehrten der Antike, wurde in alten Schriften eine Pflanze und deren Verwendung beschrieben, die Aphake genannt wurde. Man vermutet hinter dieser Heilpflanze den Löwenzahn, da dieser sich bis ins frühe Mittelalter sehr gut zurückverfolgen lässt aber in weiter zurückliegenden Zeiten (Antike), unter seinen bekannten Namen nicht wiederauffindbar ist.

Die Bezeichnung Löwenzahn kehrt aber in sehr vielen verschiedenen Sprachen wieder und bezieht sich meist auf dessen Blattform oder Verwendungszweck. Der lateinische Gattungsname Taraxacum scheint arabischen Ursprungs und von Tharakhchakon abgeleitet. Im Griechischen bedeutet das Wort „taraxacis“ (Entzündung) und „akeo mei“ (ich heile). Möglicherweise stammt der Name der Pflanze, die im Mittelalter in der islamischen Heilkunde große Bedeutung hatte, aus dem Persischen Raum und bedeutete soviel wie „bitteres Kräutlein, das auf dem Basar verkauft wird“. Die lateinische Artbezeichnung „officinale“ sagt jedenfalls aus, daß es sich um eine „offizinelle“, also in Apotheken (officina) erhältliche Arzneipflanze handelt.

Bei Theophrast (um 371 v. Chr.-287 v. Chr.), Dioskurides (1. Jahrhundert) und Plinius dem Älteren (23/24-79) scheint der Löwenzahn, die umschriebene Aphake (andere Lesart: Apape) zu sein. Auch in der Edda sollen sich Hinweise auf die Pflanze finden, als Heilpflanze Löwenzahn sucht man ihn in diesen Quellen jedoch vergeblich.

Erste eindeutige Hinweise auf die medizinische Verwendung des Löwenzahns finden sich bei Avicenna. Im nachfolgenden Mittelalter und der Renaissance wird der Löwenzahn in fast jedem Kräuterbuch aufgeführt, so z.B. bei Hieronymus Bock, Jacobus Theodorus, oder bei Otto Brunfels.

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Theophrastos von Eresos (um 371-287 v.Chr.), auch Theophrast genannt, war ein antiker griechischer Philosoph und Naturforscher. Der Schüler des Aristoteles (384-322 v.Chr.) gilt als erster Naturwissenschaftler, der sich in seinem Hauptwerk, der Historia Plantarum (Naturgeschichte der Gewächse) mit den wichtigsten Bereichen der Botanik, wie Physiologie und Morphologie der Pflanzen beschäftigte und mit einer Taxonomie (Pflanzensystematik), die allererste Klassifizierung von Pflanzen schuf. Man vermutet den Löwenzahn übrigens hinter seiner Pflanzenbeschreibung der Aphake (andere Lesart: Apape). Auch Plinius der Ältere (23/24-79 n.Chr.), dessen Historia naturalis (Naturforschung oder Naturgeschichte) teilweise auf Quellen von Theophrast aufbaut, umschreibt die Aphake: "Sie sei in Ägypten eine gewöhnliche Speise, die nach dem Herbstaequinoctium hervorkomme, den Winter und Frühling hindurch bis in den Sommer blühe und einen aufrecht stehenden Blütenschaft habe.

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Pedanios Dioskurides (1. Jahrhundert) war ein griechischer Arzt im Römischen Reich, der in der Epoche des Kaisers Nero (54–68) lebte. Dioskurides ist einer der bekanntesten Ärzte der Antike und gilt mit seinem Hauptwerk Materia Medica (Über Arzneistoffe) als Pionier der Pharmakologie. Er listet darin, 1000 Arzeneimittel (813 pflanzlichen, 101 tierischen und 102 mineralischen Ursprungs) und bietet 4740 medizinische Anwendungen. Dabei gliederte er die Arzeneimittel, in seinem 5 Bücher umfassenden Werk, systematisch nach der qualitativen Verwandtschaft von medizinischer Wirksamkeit bzw. pharmakologischer Wirkung. Auch Simplicia (Über die einfachen Heilmittel) wurde von ihm verfasst. Abschriften der Materia Medica wurden in viele Sprachen übersetzt und behaupteten sich für über 1600 Jahre, uneingeschränkt in ihrer autoritativen Geltung in Abendland und Orient, auf dem Gebiet der Pharmazie, der Pflanzen- und Drogenkunde. Es ist damit als eines der einflussreichsten Werke in der Geschichte der Medizin und Pharmakologie überhaupt zu betrachten. Hier ist von der Aphake, als Löwenzahn die Rede.

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Johann Wonnecke von Kaub (um 1430-1503/4), auch Dronnecke bzw. Johannes de Cuba genannt, war ein deutscher Arzt und Botaniker, der am Mainzer Hof und in Heidelberg als Leibarzt wirkte. Er ist der Verfasser bzw. Kompilator des ersten, in deutscher Sprache gedruckten Kräuterbuchs von 1485, des Gart der Gesundheit (Ortus sanitatis), in dem er auch alte lateinische Quellen einbezog. Der Auftraggeber des „Gart“ war der damalige Mainzer Domherr Bernhard von Breidenbach (um 1440–1497). Daneben war der Verleger Peter Schöffer beteiligt, ein ehemaliger Mitarbeiter Gutenbergs (Johannes Gensfleisch, um 1400-1468), dem Erfinder des Buchdruck. Der Zeichner Erhard Reuwich aus Utrecht fertigte die passenden Illustrationen, des zur Frankfurter Frühjahrsmesse 1485 herausgebrachten Buches. Kurioser Weise wurde u.a., die Abbildung des Löwenzahn in der Erstausgabe dem falschen Text zugeordnet. Wie es zu dieser Verwechselung und einigen weiteren Fehlern kam, bleibt wohl ein Rätsel, da hat wahrscheinlich der Druckfehlerteufel erstmals zugeschlagen. 1497 folgte eine überarbeitete, sogenannte Straßburger Ausgabe des de Cuba Werkes durch Johann Prüss (1447-1510). Dort findet sich der Löwenzahn als Pfaffen Krut Rörlin mit anderer Illustration wieder.

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Maria Sibylla Merian (1674–1717) war eine, in Frankfurt am Main geborene Künstlerin und Naturforscherin in der Epoche der Aufklärung und spielte eine sehr bedeutende Rolle beim Entstehen der modernen wissenschaftlichen Insektenkunde (Entomologie). Neben Blumenstillleben, widmete sie sich Zeit ihres Leben´s der Erforschung von Schmetterlingen und Käfern. In einem ihrer detailierten Werke, "Der Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung" von 1679, stellte sie die Entwicklungsstadien (Metamorphose) Ei, Raupe, Puppe & Imago, vieler verschiedener Schmetterlingsarten in einem „geschlossenen Zyklus“ um eine jeweils bevorzugte Futterpflanze dar. So enthält das Raupenbuch natürlich auch eine Illustration einer Falterart nebst Löwenzahn, hier als Schmalzblümlein benannt.

Rezepte | Man kann beim Löwenzahn von der Blüte, den Blättern bis zur Wurzel, quasi die komplette Pflanze verwenden und sich nebenbei der Heilwirkung und Aromen des Taraxacum bedienen.

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Löwenzahn-Blütenhonig (Sirup)

Zutaten:

  • 200 g Löwenzahnblüten

  • 1,75 l Wasser (ergibt etwa 0,75-1 l Sirup)

  • 1 - 2 Biozitronen oder ca. 150 ml Zitronensaft, 1 Orange

  • 1 kg - 1,75 kg weißer oder brauner Zucker

Zubereitung:

Die abgewaschenen Blüten mit Wasser in einen Kochtopf geben und 1-2 h ruhen lassen. Dann das Blütenwasser mit etwas Zitronensaft kurz zum Aufkochen bringen und anschließend alles über Nacht abkühlen und ziehen lassen.

Am nächsten Tag die Blüten Abseien und den gesamten Zucker in den Blüten-Sud geben, dazu den frischen Zitronen- und Orangensaft beimischen. Alles zum Köcheln bringen und bei kleiner Flamme, den Sud bis zum Erreichen einer Sirupartigen Konsistenz reduzieren lassen.

Wenn die gewünschte Zügigkeit erreicht ist (Fließprobe auf Teller), kann der entstandene Sirup vom Herd und in zuvor heiß ausgespülte Schraubgläser gefüllt werden. Der selbstgemachte Blütenhonig bzw. Sirup ist so, etliche Jahre haltbar und genießbar und eignet sich, z.B. als Brotaufstrich oder zum Süßen von Tee.



Warnhinweis | Achtung, dieser Artikel behandelt Gesundheitsthemen. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Obwohl die Anwendungen mit Heilkräutern oft eine positive Wirkung auf Beschwerden haben, sollte man vor der Heilpflanzenanwendung immer Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker halten. Bitte beachten Sie dazu auch die Informationen in unseren AGB.

Der Autor übernimmt daher keinerlei Haftung für, z.B. etwaige Verwechslungen von Pflanzen, Nebenwirkungen oder Schäden irgendwelcher Art, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch der hier vorgestellten Informationen ergeben. Es ist ratsam, vor jeder Heilanwendung eine Fachperson beizuziehen.


Literaturverzeichnis | Link´s und Quellen zum Thema Gewöhnlicher Löwenzahn.


http://www.lebensharmonie.ch/loewenzahn.php

http://www.kraeuterabc.de/kraeuter/loewenzahn/

https://www.digitale-sammlungen.de/en/view/bsb11265632?q=pikris&page=432,433

https://opacplus.bsb-muenchen.de/title/BV014606308

https://books.google.de/books?id=KTKDovbbCLYC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ViewAPI&redir_esc=y#v=onepage&q=taraxacum&f=false

https://de.wikipedia.org/wiki/Theophrastos_von_Eresos

https://www.gruenes-archiv.de/loewenzahn-wirkung-kultur-und-ernte/

http://www.nibelungenlied-gesellschaft.de/03_beitrag/schweitzer/fs10_schweitzer.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Medicus

https://de.wikipedia.org/wiki/Kanon_der_Medizin

https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wonnecke_von_Kaub

http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/inc-iv-201/0006/image

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Hortus_Sanitatis,_1497

https://opacplus.bsb-muenchen.de/title/BV001527526

http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/inc-iv-201/0006/image

https://www.wikiwand.com/de/Gart_der_Gesundheit

https://www.slub-dresden.de/besuchen/ausstellungen-corty-galerie/archiv-der-ausstellungen/ausstellungen-2020/bluehende-buecher/johann-wonnecke-von-kaub-1485

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:1497_1500_Pfaffen_Krut_R%C3%B6rlin.jpg

https://artinwords.de/maria-sibylla-merian-bilder-buecher/

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/searchresults?isThumbnailFiltered=true&query=Maria+Sibylla+Merian+

https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/merian1679bd1/0027/image,info

https://www.digitale-sammlungen.de/en/view/bsb11069345?page=2,3

https://www.garten-treffpunkt.de/lexikon/botanik.aspx

https://antik.news/203-loewenzahn/

https://www.garten-treffpunkt.de/lexikon/botanik.aspx

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Hortus_Sanitatis,_1497

http://botanischer-verein-sachsen-anhalt.de/wp-content/uploads/2016/06/Taraxacum-in-Ostdeutschland.pdf

https://www.biologie-schule.de/loewenzahn.php

https://de.wikisource.org/wiki/RE:Aphake_2

https://www.spektrum.de/lexikon/arzneipflanzen-drogen/taraxacum-officinale/14517

https://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%B6hnlicher_L%C3%B6wenzahn

http://mittelaltergazette.de/236/wissenswertes/loewenzahn/


 
 
 

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